Provenienzforschung
Was ist Provenienzforschung?
Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunft von Dingen, die in Museumssammlungen sind. Das ist eine spannende Detektivarbeit, denn oft ist es gar nicht so leicht, die früheren Besitzer*innen der Sammlungsstücke zu ermitteln und ihre Geschichten ans Licht zu bringen.
Warum ist Provenienzforschung wichtig?
Diese Forschung ist entscheidend, um die Geschichte hinter den Objekten aufzudecken. Vor allem während der NS-Zeit wurden viele Objekte gestohlen. Verfolgte Menschen wurden dazu gezwungen, ihren Besitz abzugeben oder für viel zu wenig Geld zu verkaufen. Manche dieser Dinge befinden sich heute in Sammlungen von Museen. Oft kamen sie erst über mehrere Zwischenstationen dorthin.
Es geht darum, Verantwortung für unsere Geschichte zu übernehmen und gegebenenfalls gestohlene oder unter Druck veräußerte Objekte zu finden und an ihre rechtmäßigen Eigentümer oder deren Nachfahren zurückzugeben.
Was hat das Stadtmuseum erforscht?
Von 2015 bis 2021 haben wir uns darauf konzentriert, in unserem Bestand nach Kunst und historischen Gegenständen zu suchen, die während der NS-Zeit durch Verfolgung gestohlen wurden oder während des Krieges als Beute mitgenommen wurden. Wir untersuchten gründlich den Bestand und verglichen ihn mit Einträgen in „Lost Art“, einer großen Datenbank für Forscher*innen, um mögliche Übereinstimmungen mit gesuchtem Raub- und Beutegut zu finden.
Wie war unser Vorgehen?
Wie Detektive sind wir allen möglichen Hinweisen nachgegangen, um etwas über die früheren Besitzverhältnisse herauszufinden. Solche Hinweise lieferten unter anderem die Sichtung von Ankaufsbüchern, die Analyse von Objektmerkmalen und die Untersuchung von Details wie Notizen, Signaturen oder Stempeln. Manchmal führten uns die Hinweise in Archive in ganz Deutschland und im Ausland, in denen wir nach weiteren Spuren geforscht haben. Oft haben wir mit anderen Forscher*innen zusammengearbeitet.
Was waren die Ergebnisse?
Die Ergebnisse unserer Provenienzforschung waren vielfältig. Ein paar Beispiele:
- Eine Thorascheibe, die wahrscheinlich von den Nationalsozialisten geraubt worden war, konnte identifiziert und an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden.
- Der Fund einer Goldwaage und zweier Fernrohre aus dem Besitz des jüdischen Optikers Adolf Dessauer, die unter Druck verkauft wurden. Die Goldwaage konnte bereits zurückgegeben werden. Der Standort der Fernrohre ist derzeit noch unbekannt. Das kann passieren, wenn nicht genau aufgeschrieben wurde, an welchen Ort Objekte gebracht wurden.
Trotz erfolgreicher Rückgaben gibt es immer noch Fälle, in denen Informationen fehlen oder die Herkunft der Objekte nicht vollständig geklärt werden konnte. Diese Arbeit ist ein laufender Prozess. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die Geschichten hinter unseren Sammlungsobjekten zu erforschen und transparent zu machen.
Wollt ihr mehr zum Thema wissen? Dann schaut doch mal in das Video oder unseren Katalog „Abgestaubt!“ rein: